Newspaper article published in the Alt-Neuöttinger Anzeiger by Dr. Deubelli on 23 May 2020
German and English version below.
Burgkirchen. Während die Automobilindustrie bereits wankt, schlägt sich das Bayerische Chemiedreieck noch relativ stabil durch die Corona-Krise. Das liegt auch an dem breiten Produktportfolio: Kaum ein nützliches Molekül in der modernen Welt, das nicht seinen Weg über ein Unternehmen im Bayerischen Chemiedreieck genommen hat. Angefangen von den Desinfektionsmitteln bis hin zu Komponenten zur Medizintechnik reicht das Spektrum – auch mit Blick auf die aktuell gefragten Gesichtsmasken mit hohen Schutzstandards. Hier leistet vor allem auch Archroma, eines der kleineren Unter- nehmen im Chemiepark Gendorf im Kreis Altötting, seinen Beitrag.
Archroma ist ein weltweit führendes Unternehmen der Farb- und Spezialchemie mit Hauptsitz in Reinach bei Basel in der Schweiz. Im gesamten Konzern beschäftigt das Unter- nehmen rund 3000 Mitarbeiter an 26 Standorten rund um den Globus – davon 200 in Deutschland und rund 70 sowie drei Auszubildende in Gendorf. Archroma erzielt im Konzern einen Jahresumsatz von rund 1,4 Milliarden US-Dollar.
„Archroma ist eigentlich eine neue und gleichzeitig sehr etablierte Firma“ wie Dr. Hanspeter Gethöffer, Geschäftsführer der Archroma Germany, erklärt.
„Seinen Ursprung hat das Unternehmen Archroma in der Spezialchemikaliensparte der ehemaligen Hoechst AG, die 1998 von der schweizerischen Clariant übernommen wurde. In 2013 hat Clariant die drei Geschäftsbereiche Textil-Chemikalien, Papier-Spezialitäten und Emulsionen an die Investorengruppe SK Capital Partners verkauft und Archroma entstand.
Die Investorengruppe baute in den folgenden Jahren das Portfolio des Unternehmens durch Zukäufe, zum Beispiel des Geschäftsbereichs Textil- Chemikalien der BASF und der ehemaligen Dohmen Gruppe weiter aus. Archroma ist vor allem bekannt durch innovative Prozesschemikalien, die beispielsweise eine 90-prozentige Reduktion des Wasserverbrauches bei der Färbung von Baumwoll-Textilien erlauben“.
„Life enhanced“, lautet die Philosophie des Unternehmens. „Life enhanced“, also frei übersetzt „verbessertes Leben“ spielt im Augenblick eine besondere Rolle.
In diesem Kontext entwickelt und produziert das Unternehmen nicht nur maßgeschneiderte Spezialchemikalien für technische Anwendungen wie zum Beispiel Hochleistungsschmierstoffe für Getriebe und Windkraftanlagen, sondern auch fluorierte Polymere, die unter anderem zur Veredelung von Textilien, Papier oder Leder eingesetzt werden.
Der Anwendungsbereich der von Archroma in Gendorf entwickelten und gefertigten Chemikalien ist weit gefasst. Textilien wie Teppiche, Bezüge für Polster, Markisenstoffe und eben auch Schutzbekleidungen erhalten durch die speziellen Produkte wasser-, schmutz- und flammabweisende Eigenschaften: Wasser perlt ab, Fett oder Schmutz können nicht haften und schwer entflamm- bare Textilien verhindern Verbrennungen.
Eine große Rolle spielen diese Fluorkunststoffe derzeit in der Herstellung von medizinischen Textilien bis hin zu hochwertigen Gesichtsschutzmasken, um einen weitest möglichen Schutz vor Viren zu gewährleisten.
„Die Nachfrage nach unseren Produkten ist aktuell unglaublich hoch. Nicht zuletzt, weil nur diese Produkte den momentan dringend benötigten Mund-Nasen-Schutzmasken oder medizinischer Schutzkleidungen die schützenden Eigenschaften verleihen. Es sind also auch Produkte aus Gendorf, die derzeit in Deutschland und Europa für sichere und zuverlässig funktionierende Medizin- und Sicherheitsartikel sorgen“, erklärt der Archroma Standortleiter in Gendorf Dr. Erik Salzbrenner nicht ohne Stolz.
„Unser Werk in Gendorf hat für uns eine große strategische Bedeutung“, fährt Gethöffer weiter fort. „Dies drückt sich unter anderem auch dadurch aus, dass wir in den vergangenen Jahren eine zweistellige Millionensumme am Standort Gendorf investiert haben, um hier das Produktportfolio mit innovativen und nachhaltigen Lösungen weiter zu entwickeln, aber auch um den Standort zu sichern und neuen Vorgaben in der Chemikalienpolitik zu entsprechen. Denn während einerseits die Ansprüche der Verbraucher an die Funktionalität von Textilien, Geweben oder grundsätzlich allen Gebrauchsgegenständen generell steigen, entwickelt die Europäische Union durch die EU-Chemikalienverordnung REACH immer weitere Restriktionen zur Fluorchemie, die sie für Mensch und Umwelt problematisch sieht.“
Die chemische Industrie in Deutschland trägt diesen Ansprüchen durch Weiterentwicklung von Prozessen und Produkten Rechnung, zum Beispiel in der Umstellung der langkettigen Fluorverbindungen auf umweltschonendere kurzkettigere Fluorverbindungen sowie auf fluorfreie Chemikalien.
„Archroma in Gendorf hat in diesem Kontext nicht nur reagiert, sondern den Branchentrend mitgestaltet und bereits vor Jahren auf kurzkettige Fluorverbindungen umgestellt“, schildert Salzbrenner. Eigens habe man dafür neben intensiven Entwicklungsarbeiten auch millionenschwere Investitionen in Gendorf aufgebracht. Eine weitere Beschränkung der Fluorchemie durch neue Gesetzesvorhaben sieht er zum aktuellen Zeitpunkt kritisch. „Fluor- polymere werden aufgrund ihrer herausragenden Materialeigenschaften in allen Hoch- technologie-Bereichen eingesetzt – angefangen von der Medizintechnologie, über den Baubereich sowie die Dichtungstechnik und Elektronik bis hin zu vielen Umwelttechnologien.
Wirklich gleichwertig funktionierende fluorfreie Alternativrohstoffe gibt es dabei in vielen Industriesektoren einfach nicht oder es wird erst an teuren Alternativen geforscht. Wird al- so der Restriktions-Weg in der Fluorchemie ohne entsprechend flächendeckende, funktionierende Alternativstoffe weiter in der Geschwindigkeit beschritten, drohen nicht nur uns, sondern dem ganzen Standort Deutschland Probleme.“
Bereits aktuell warnte kürzlich der Textilverband, dass vor dem Hintergrund diskutierter Restriktionen in Zukunft kaum noch OP- und FFP-Masken in Europa produziert werden könnten, da sie aufgrund der EU-Chemikalienverordnung keine Zulassung mehr erhielten.
„Wir müssen aufpassen, dass wir uns in Deutschland und Europa nicht von der Realität abschotten. Es nutzt dem Umweltschutz rein gar nichts, wenn wir eine Industrie in Deutschland unmöglich machen, die hierzulande unter strengsten Umweltauflagen produziert und kontinuierlich in neueste Technologien und Produktionsverfahren investiert, um auf der anderen Seite eine Abhängigkeit von fragwürdigen Importen einzugehen“, gibt Dr. Bernhard Langhammer vom Standortbetreiber InfraServ Gendorf zu bedenken.
„Wir können froh sein, Unter- nehmen wie Archroma in unserem Chemiepark und unserer Region zu haben, die mit ihrer Forschung und Produktion sehr verantwortlich den Umweltschutz, die Nachhaltigkeit ihrer Produkte und die Gesundheit der Menschen im Fokus haben. Davon profitiert auch die Region – zum einen von den Produkten, die der Gesellschaft unter anderem Sicherheit und Gesundheitsschutz bieten zum anderen von der Stärkung des Standorts und in Konsequenz von zukunftssicheren Arbeitsplätzen.“
Seinen Ursprung hat das Unternehmen Archroma in der Spezialchemikaliensparte der ehemaligen Hoechst AG, die 1998 von der schweizerischen Clariant übernommen wurde. Im Bild eine Anlage am Standort Gendorf im Kreis Altötting.
Burgkirchen. While the automotive industry is already swaying, the Bavarian chemical triangle is still relatively stable as a result of the corona crisis. This is also due to the broad product portfolio: There is hardly a useful molecule in the modern world that has not made its way through a company in the Bavarian chemical triangle. The spectrum ranges from disinfectants to components for medical technology - also with a view to the face masks currently in demand with high protection standards. This is where Archroma, one of the smaller companies in the Gendorf chemical park in the Altötting district, makes its contribution.
Archroma is a global leader in color and specialty chemicals with its headquarters in Reinach near Basel in Switzerland. The company employs around 3,000 people at 26 locations across the globe - including 200 in Germany and around 70 as well as three apprentices in Gendorf. Archroma has annual sales of approximately $ 1.4 billion in the group.
"Archroma is actually a new and at the same time very well-established company" like Dr. Hanspeter Gethöffer, Managing Director of Archroma Germany, explains. “Archroma has its origins in the specialty chemicals division of the former Hoechst AG, which was taken over by the Swiss company Clariant in 1998. In 2013 Clariant sold the three business areas of textile chemicals, paper specialties and emulsions to the investor group SK Capital Partners and Archroma was created.
In the following years, the investor group further expanded the company's portfolio through acquisitions, for example, the Textile Chemicals division of BASF and the former Dohmen Group. Archroma is best known for its innovative process chemicals, which, for example, allow a 90 percent reduction in water consumption when dyeing cotton textiles”.
"Life enhanced" is the company's philosophy. "Life enhanced", meaning "improved life", currently plays a special role.
In this context, the company not only develops and produces tailor-made specialty chemicals for technical applications such as high-performance lubricants for gearboxes and wind turbines, but also fluorinated polymers, which are used, among other things, for finishing textiles, paper or leather.
The application area of the chemicals developed and manufactured by Archroma in Gendorf is broad. Textiles such as carpets, covers for upholstery, awning fabrics and protective clothing also have water, dirt and flame repellent properties thanks to the special products: water drips off, grease or dirt cannot adhere, and flame-retardant textiles prevent burns.
These fluoroplastics currently play a major role in the manufacture of medical textiles and high-quality face masks in order to ensure the greatest possible protection against viruses.
“The demand for our products is currently incredibly high. Not least because only these products give the currently urgently needed mouth-nose protective masks or medical protective clothing the protective properties. So there are also products from Gendorf that currently ensure safe and reliable functioning medical and security articles in Germany and Europe, ”explains the Archroma site manager in Gendorf Dr. Erik Salzbrenner not without pride.
"Our plant in Gendorf is of great strategic importance to us," continues Gethöffer. "This is expressed, among other things, by the fact that in recent years we have invested a double-digit million sum in the Gendorf location in order to further develop the product portfolio with innovative and sustainable solutions, but also to secure the location and new requirements in the Chemicals policy. Because while on the one hand the demands of consumers on the functionality of textiles, fabrics or basically all everyday objects are increasing, the European Union is developing further restrictions on fluorine chemistry through the EU chemicals regulation REACH, which it sees as problematic for people and the environment. "
The chemical industry in Germany takes these demands into account by further developing processes and products, for example by converting the long-chain fluorine compounds to more environmentally friendly short-chain fluorine compounds and to fluorine-free chemicals.
"Archroma in Gendorf not only reacted in this context, but also helped to shape the industry trend and switched to short-chain fluorine compounds years ago," says Salzbrenner. In addition to intensive development work, millions of dollars were invested in Gendorf. He is currently critical of another restriction of fluorine chemistry through new legislative proposals. “Because of their outstanding material properties, fluoropolymers are used in all high-tech areas - from medical technology to construction, sealing technology and electronics to many environmental technologies.
In many industrial sectors, there is simply no such thing as a truly equivalent fluorine-free alternative raw material, or expensive alternatives are only being researched. If the restriction path in fluorine chemistry continues to be pursued at a faster pace without corresponding, functioning alternative substances, there will be problems not only for us, but for Germany as a whole.”
The Textile Association recently warned that against the background of the restrictions discussed, it would hardly be possible to produce OP and FFP masks in Europe in the future, since they no longer received approval due to the EU chemicals regulation.
“We have to be careful not to isolate ourselves from reality in Germany and Europe. There is absolutely no point in protecting the environment if we make it impossible for an industry in Germany that produces under the strictest environmental regulations in Germany and continuously invests in the latest technologies and production processes in order to be dependent on questionable imports, on the other hand, ”says Dr. Bernhard Langhammer from the site operator InfraServ Gendorf.
“We can be happy to have companies like Archroma in our chemical park and our region, whose research and production are very responsible for protecting the environment, the sustainability of their products and the health of people. The region also benefits from this - on the one hand from the products that offer society safety and health protection on the other hand from the strengthening of the location and as a consequence of future-proof jobs.”
Archroma has its origins in the specialty chemicals division of the former Hoechst AG, which was taken over by the Swiss company Clariant in 1998. In the picture a plant at the Gendorf site in the Altötting district.
Archroma are proud members and/or partners with the following organizations